Hinter Den Kulissen Von Rookwood Pottery
Wie in der Vergangenheit, produziert Rookwood weiterhin handbemalte und glasierte Kunstfliesen.
Als Rookwood Pottery 2010 mit der Restaurierung des Chicagoer Monroe Building begann, wiederholte sich die Geschichte. Im Zuge der Renovierung des Gebäudes hatte Rookwood die Aufgabe, seine Böden durch neue Architekturfliesen zu ersetzen - und so die Arbeit der Rookwood-Künstler wiederherzustellen, die sie ein Jahrhundert zuvor installiert hatten. Und als Allan Nairn sich der Arbeit seiner Vorfahren näherte, bewunderte er eine über die Zeit hinausgehende Handwerkskunst. "Der Job war so komplex - die Winkel, die Leisten in den Ecken", sagt Nairn, Rookwoods Art Director. "Sie können nicht anders, als einen erstaunlichen Respekt vor den Menschen zu haben, die diese Arbeit geleistet haben."
Rookwood Pottery wurde im Jahr 1880 gegründet und entwickelte sich von dem Lieblingsprojekt einer Freizeitfrau zu einem weltbekannten Unternehmen, dessen Vasen, Töpfe und handwerkliche Fliesen wegen ihrer eleganten Einfachheit und handgemalten Verzierungen zu begehrten Schätzen wurden. Nachdem der Rookwood-Name für einen Großteil des zwanzigsten Jahrhunderts nach der Depression noch lange erhalten geblieben war, überlebte er dank der Bemühungen eines Zahnarztes aus Michigan. Aber seit eine Gruppe von Investoren im Jahr 2006 die Marke wiederbelebt hat, hat das in Cincinnati ansässige Unternehmen seinen früheren Ruhm wiedererlangt, seine Belegschaft verdreifacht und seine Produktion erweitert - ohne dabei die tiefe Geschichte des Unternehmens aus den Augen zu verlieren.
Als die wohlhabende Maria Longworth Nichols die Centennial Exhibition 1876 in Philadelphia besuchte, bestaunte sie Werke der Bildhauerei und Töpferei aus der ganzen Welt. Sie war als Malerin ausgebildet und förderte die Liebe zur Keramik in einer Zeit, in der Amerika als künstlerisches Rückgrat galt. Longworth Nichols nutzte das Geld ihres Vaters und ließ sich von ihrer Reise nach Philadelphia inspirieren. Sie versuchte, diese Wahrnehmung zu ändern, indem sie einen Töpferladen an der Eastern Avenue eröffnete und namhafte Künstler anstellte. Rookwood Pottery produzierte seine ersten Stücke im Jahr 1880. Das RP-Emblem auf der Unterseite jedes Stücks - begleitet von Flammen oder römischen Ziffern, je nachdem wie lange nach der Firmengründung das Stück erstellt wurde - wurde zu einer Visitenkarte.
Rookwood Pottery war an der Restaurierung des Monroe Building in Chicago beteiligt und ersetzte den gesamten Bodenbelag durch neue Fliesen.
Insbesondere Rookwood-Fliesen fanden ihren Weg in Häuser in der Umgebung von Cincinnati und Destinationen darüber hinaus, wie das Grand Central Terminal, das Union Trust Gebäude in Detroit und das Seelbach Hotel in Louisville, Kentucky. Auf der internationalen Bühne gewann das Unternehmen Preise für seine Töpferwaren auf der Pariser Weltausstellung 1889, der Internationalen Ausstellung für Keramik und Verrerie 1901 in St. Petersburg, Russland und anderen. Die Beliebtheit des Unternehmens fiel mit dem Appetit auf Luxusgüter zusammen, der durch den Wohlstand des frühen zwanzigsten Jahrhunderts ermöglicht wurde. "Damals war das ein neuartiges Konzept:" Wir brauchen diese Gefäße nicht, wir brauchen diese Gefäße nicht, aber wir wollen zeigen, dass wir uns endlich etwas anderes als nur unsere Grundbedürfnisse leisten können ", sagt Martin Wade, der Miteigentümer von Rookwood Pottery ist.
Aber der Beginn der Weltwirtschaftskrise - und ihre Auswirkungen auf Luxusgüter - signalisierte den Beginn von Rookwoods jahrzehntelangem Niedergang. Nach einer Reihe von Verlusten erklärte das Unternehmen 1941 Insolvenz und hinkte in die 1960er Jahre, bevor es seine Türen schloss. Aber besonders in der Gegend von Cincinnati hat Rookwoods Ruf überlebt. "Rookwood war dieses mythische Ding da draußen, dieses Konzept. Alle sprachen über Rookwood, aber es war nicht am Leben", sagt Wade. Rookwood Stücke waren Sammler Favoriten. Im Jahr 2004 stellte eine Rookwood-Vase des Künstlers Kataro Shirayamadani einen Rekord auf, als sie für $ 350.750 bei Cincinnati Art Galleries verkauft wurde.
Im Jahr 1982 erwarb Dr. Arthur Townley, ein Zahnarzt aus Michigan und Rookwood Sammler, die ursprünglichen Marken und alle seine Vermögenswerte des Unternehmens, um zu verhindern, dass die Marke ins Ausland geht. Zwei Jahrzehnte später kaufte eine Gruppe von Investoren, zu denen Wade gehörte, diese Vermögenswerte von Townley und brachte Rookwood zu seinen Wurzeln in Cincinnati zurück.
Socialist Maria Longworth Nichols gründete Rookwood Pottery im Jahr 1880.
Und nach einem holprigen Start befindet sich Rookwood Pottery in seinem dreistöckigen Hauptquartier in der Race Street in einem Zustand des Wiederauflebens. In den letzten Jahren ist sein 20-köpfiges Personal auf rund 50 angewachsen. Es hat seine Anzahl an Skuttöfen von vier auf acht sowie Elektro- und Gasöfen verdoppelt. Rookwood beschäftigt ein siebenköpfiges Team unter der Leitung von Nairn, einem Briten und ehemaligen Grafikdesigner, der in den schottischen Highlands Töpfern lernte, bevor er Anfang der 1980er Jahre in die USA kam. Der Bestand und der Handel des Unternehmens - Fliesen, Formteile, Liner und Kunstkeramik - sind unverändert. Und das Geschäft läuft prächtig: Eine Kommission von 18.000 Kacheln im von Frank Lloyd Wright entworfenen Monona Terrace Community Convention Center in Wisconsin stellt etwa fünf Prozent der diesjährigen Produktion dar, sagt Wade.
Ein Eckpfeiler dieses Aufschwungs ist die Fundgrube an Quellenmaterial aus Rookwoods erster Inkarnation: Produktionsnotizen, Glasurrezepte, Skizzen von frühen Künstlern des Unternehmens und rund 3.500 Keramikformen, die alle katalogisiert wurden, um sie leicht wiederfinden zu können. Die heutigen Rookwood-Künstler haben gelegentlich neue Formen aus diesen antiken Originalen neu gegossen und zu neuen Produkten verarbeitet. Die Heritage Collection ist eine Linie von Kunstfliesen, die stark auf dieses Archiv zurückgreift, und das Ergebnis ist zeitlos."Man kann nicht sagen, wann sie entworfen wurden - sie sahen heute zeitgemäß aus", sagt Nairn über die Kollektion. "Und wir haben [originale] Fliesen aus dem Katalog von 1912 und der Katalog von 1925, den Sie schwören würden, wurde vor ein paar Jahren entworfen."
Viele der Fliesen des Unternehmens werden aus Originalformen hergestellt.
Das heißt nicht, dass Rookwood seine Vergangenheit zum Nachteil seiner Zukunft recycelt. Zwei weitere Linien von Fliesen - zeitlose Schönheit und moderne Klassiker - evozieren eine Brücke zwischen Tradition und Moderne. Zu jedem Zeitpunkt haben die Künstler dutzende neue Stücke in der experimentellen Produktion. Modernität erscheint auch auf andere Arten: Kürzlich begann das Unternehmen, Linien von 3/8 "-thick Kachel neben seiner 5/8" -thick Kachel anzubieten, um modernen Standards zu entsprechen. Das Unternehmen nutzt eine Vielzahl von Vorteilen aus dem einundzwanzigsten Jahrhundert, von Computerprogrammen, die Konzepte für Keramikformen aufzeigen, bis zu iPhone-Apps, die Brennöfen während geschäftigen Brennplänen fernüberwachen.
Dennoch bleibt die menschliche Berührung. Jede Kachel, jede Vase, jede Buchstütze und jedes andere Stück Keramik wird von Hand bemalt und glasiert. Dabei werden Elemente verwendet, die von Rookwoods Glasurchemiker Jim Robinson gemischt wurden. Eine menschliche Hand berührt jedes Stück "mindestens 15 Mal", sagt Wade, und dieser Ansatz bedeutet, dass jedes Teil einzigartig ist. "Wenn Leute zu uns kommen und sagen: 'Ich möchte, dass diese genau gleich aussehen', sage ich ihnen, dass sie genauso gut zu Walmart gehen könnten, weil wir ihnen das nicht geben können", fügt er hinzu.
Moderne Rookwood Pottery ist an einer Kreuzung - ständig in die Zukunft schauend, immer ehrfürchtig der Vergangenheit. Diese Ehrfurcht ist etwas, das Nairn jedes Mal spürt, wenn er eine Form berührt, die von einem der Rookwood-Künstler geschaffen wurde, die vor ihm standen. "Man hat definitiv das Gefühl, dass jemand das schon lange gemacht hat und dass es heute noch relevant ist", sagt Nairn. "Du hast Respekt vor dieser Person. Und du behandelst dieses Objekt mit dem Respekt, den es verdient."
Autor Des Artikels: Alexander Schulz. Unabhängiger Konstrukteur und technischer Experte. Arbeitserfahrung in der Baubranche seit 1980. Fachkompetenz in den Richtungen: Bau, Architektur, Design, Hausbau.
